Gründerjahre einer eigenen Existenz

Euro Beauty Service und Malu Wilz beauty design

1. Gründerjahre einer eigenen Existenz (1990 – 1992)

 

Noch bevor das Engagement bei Babor zu Ende ging, hatte ich damit begonnen, die notwendigen Vorkehrungen für eine neue berufliche Karriere zu treffen, diesmal als eigenständiger Unternehmer. Deshalb gründete ich zunächst die Euro Beauty Service PGmbH, eine Privatgesellschaft mit beschränkter Haftung nach belgischem Recht. Gesellschafter waren meine Frau Elka Janssen und mein Bruder Siegfried Janssen, ich selbst war ja noch Geschäftsführer der Babor International B.V. in Vaals. Die Gründung der Euro Beauty Service PGmbH erfolgte am 24. August 1989 beim Notar Lilien in Eupen. Geschäftsführerin war Elka Janssen.

 

Als sich abzeichnete, dass es zu einer einvernehmlichen Trennung von Babor kommen sollte, gründete ich dieses Mal im eigenen Namen und als alleiniger Gesellschafter die E-W-Trading PGmbH, eine Handels- und Vertriebsgesellschaft. Die Gründungsakte ist  am 22. September 1989 datiert. Die EWT war eine Privatgesellschaft belgischen Rechts mit Sitz in Hauset, Flög 121, an meiner Privatadresse. Gegenstand des Unternehmens war „...die Einfuhr und Ausfuhr sowie der Handel und der Zwischenhandel sowie auch der Großhandel von Konsum- und Industrieprodukten aller Art und im weitesten Sinne die Übernahme von Handelsvertretungen und die Abwicklung von Provisionsgeschäften...“. Im Auge hatte ich dabei zunächst die Vertretertätigkeit für Femia Cosmetics und die Beratertätigkeit für die Babor GmbH & Co. KG,  ich wollte mir allerdings auch die Perspektive offen halten, mit Produkten zu handeln und eigene Produkte zu vermarkten. Sozialversichert war ich ebenfalls über diese Firma, und sollte dies bis zum 30. September 1991 auch bleiben. 

 

Die Marke OLEON Paris

 

Schon seit Beginn des Jahres 1989 hatte ich mich weit vor den beiden Firmengründungen intensiv bemüht, die Weichen für meine Zukunft zu stellen. Ein Ansatz war, dass ich entweder eine Marke zu erwerben oder eine Marke exklusiv zu vertreten gedachte. Dabei hatte ich mir zunächst die Marke OLEON aus Paris ausgesucht, die ich auf einer der Kosmetikmessen in Paris kennengelernt hatte. Die Firma inserierte auch hin und wieder in der Fachzeitschrift „Les Nouvelles Esthétiques“.  Oléon war ein kleiner Familienbetrieb, der eine Hautpflegeserie herstellte, ähnlich die der Marke Babor, allerdings wesentlich kleiner. Die Firma war im ersten Arrondissement in Paris angesiedelt, nicht weit vom Louvre. In der Firma war Dr. Oléon noch persönlich aktiv, seine beiden Töchter Maitou und Annie führten allerdings den Betrieb, bestehend aus einem Labor, einer kleinen Produktion im Erdgeschoss und einigen Büros. Die Geschwister Oléon waren mit mir in Verhandlungen getreten, um eine Beteiligung von mir an ihrem Betrieb zu ermöglichen. Am Ende langer Verhandlungen und vieler Gespräche hatte ich ihnen hierzu ein Angebot unterbreitet, welches sie mit einem Gegenangebot erwiderten. Mit Josef Müllejans aus Walheim, einem Bekannten, der auch immer Ausschau hielt nach neuen Geschäftsfeldern, fuhr ich nach Paris, es kam aber letztendlich nicht zu einer Beteiligung an der Firma. Allerdings wurde mir der Vertrieb der Produkte in Deutschland angeboten. 

 

In dieser Zeit reiste ich also häufiger nach Paris, einmal begleitete mich Peter Augenbroe aus Hauset, von Beruf Künstler, auch Lebenskünstler. Wir kannten ihn und seine Frau Griseldis über unsere Kinder in der Schule. Ein anderes Mal hatte ich Werner Gerlinger, den Eigentümer und Geschäftsführer der Vera Miller Cosmetics in Mühlhausen besucht. Werner Gerlinger war der ehemalige Babor Vertriebsleiter, der sich inzwischen auch mit einer eigenen Marke selbstständig gemacht hatte, nämlich mit VERA MILLER. Von Mühlhausen fuhr ich über die Champagne nach Paris. An diesem Tag erlebte ich im Autoradio live mit, welche Turbulenzen sich in der „Noch“-DDR nach dem Mauerfall abspielten. Gerlinger konnte die Oléon Produkte neben seiner eigenen Marke Vera Miller sehr erfolgreich vor allen Dingen in Baden Württemberg einführen, wo er die meisten Kunden hatte. Es lief sogar so gut, dass unsere beiden Geschäftspartnerinnen in Paris nicht die Mengen liefern konnten, die wir verkauften, so dass dieses Geschäft im Folgejahr auch ins Stocken geriet.

 

Über Herrn Gerlinger fand ich auch zu einem anderen, besonderen Produkt, welches ich schon zu meiner Zeit bei Babor kennengelernt hatte, das aber bei Babor selbst damals nicht vermarktet wurde. Es waren dies die sogenannten Collagenmasken, die aus gefriergetrocknetem Collagen bestanden, und die mit einer Flüssigkeit aktiviert werden mussten. Ich selbst kannte die Firma Henkel in Düsseldorf als deren Hersteller, Werner Gerlinger nannte noch die Firma Cosnaderm in Ladenburg und er vertrieb auch bereits diese Masken. So kam es, dass ich zu diesem Zeitpunkt in den Verkauf der Collagenmasken einstieg. Ich bezog die Masken über die Firma Henkel, wobei ich bald erfuhr, dass auch die Masken der Firma in Ladenburg aus dem Hause Henkel stammten, genauer gesagt, aus deren Werk in Freudenberg, der Freudenberg Chemie. Vorweg sei gesagt dass ich über den weltweiten Verkauf dieser Collagenmasken über viele Jahre meine Kasse auffüllen konnte, durch recht einfach abzuwickelnde Sendungen. Die Einnahmen halfen mir manches Mal über einige finanzielle Hürden hinweg, die Produkte sind noch heute Bestandteil des Sortiments. 

 

Euro Beauty Service PGmbH und EW-Trading PGmbH

 

Meine Vertretertätigkeit für die Femia Cosmetics GmbH beruhte auf einem Handelsvertretervertrag, die Beratertätigkeit für die Babor GmbH & Co. KG auf einem Beratervertrag. Über den Beratervertrag wurde die vereinbarte Abfindung in monatlichen Raten gezahlt, sie stellten demnach die Einkünfte der E-W-Trading dar. 

 

Meine Vertretertätigkeit sollte einige Monate dauern, und ich bemühte mich auch ernsthaft, die Exportkontakte von Femia zu vertiefen und auszubauen. Die stärksten Exportkunden waren auch hier in den Nachbarländern, allen voran die Niederlande und die Schweiz. Zu den Vertretungen nahm ich rasch Kontakt auf und wurde auch gleich mit deren Problemen konfrontiert. Im Grunde war auch die Femia Cosmetics zu kapitalschwach, um in den Kaufhäusern gegen mächtige Konkurrenten bestehen zu können. Der Geschäftsführer, Herr Kahlert, war ein durchaus freundlicher Mann, aber auch ihm waren letztendlich die Hände gebunden, vor allen Dingen jetzt, wo Aachen in der Gestalt von Geschäftsführer Rolf Ludl das Sagen hatte. 

 

Das Büro für meine Aktivitäten hatte ich in unserem Privathaus in Hauset eingerichtet, Flög 121, zunächst auf der Wohnetage, aber als auch Produkte gelagert werden mussten, im Keller. Der Hobbykeller war leergeräumt worden, das Büro wurde dort eingerichtet, die Wände mit Regalen versehen und die Aktivitäten konnten beginnen.  Dabei war festzustellen, dass auch der Verkauf der Restposten kosmetischer Produkte, sowohl der Marke Babor als auch der Marke Femia, später kam auch Parfum Onofri hinzu, kein leichtes Spiel war. Es gelang mir trotzdem, mit wechselndem Erfolg, Abnehmer für die Produkte zu finden, einmal in Sibenik in Jugoslawien, dann auch in Tschechien.

 

Als ich aber sah, dass damit kein Staat zu machen war und schon gar keine  Geschäfte, nahm ich Kontakt zur französischen Kosmetikfirma „Le Club des Professionels“ auf, um ihre Produkte in Belgien zu vertreiben. Der Club verkaufte nur über Katalog, der in Frankreich zweimal im Jahr erschien. Um diese Vertretung mit Leben zu füllen, hatte ich mir einen alten Bekannten zunutze gemacht, Bernhard Gallant aus Knokke, den inzwischen alkoholsüchtigen früheren Babor-Distributor für Belgien. Er war bereits von seiner Frau geschieden, wohnte jetzt in Knokke. Während ich selbst den Versandkatalog gestaltete, entsprechend den Vorlagen der französischen Firma, übernahm er die Logistik für den Vertrieb der Produkte. Eigentümer des Club des Professionels war Dr. Legrand in Paris Nanterre. Der Versandkatalog sollte in Belgien zweimal im Jahr veröffentlicht und versandt werden. Zu diesem Zweck hatte ich mir die Adressen aller belgischen Kosmetikstudios gekauft und auch ein Abonnement bei der Handelskammer abgeschlossen, um alle Neugründungen zu erfahren. Das Ergebnis war, dass ich doch schrittweise einen kleinen Kundenstamm aufbauen konnte, an den ich vor allen Dingen die in Frankreich sehr populären Modelage-Masken und Ampullen verkaufen konnte. Dies kam so zustande, dass der Katalog Bestellungen der Institute auslöste, sowohl im wallonischen als auch im flämischen Landesteil. Den französischen Katalog hatte ich praktisch so übernommen, wie er in Frankreich erschien, den niederländischen Katalog hatte Bernard Gallant aus dem Französischen übersetzt. Der Druck erfolgte in Kortrijk, die Verbindung dorthin hatte Herr Gallant.

 

Insgesamt gesehen war der Umsatz aber nicht ausreichend und die Kosten waren ganz einfach zu hoch. Weil auch in Belgien alles zweisprachig sein musste, konnte man nicht genügend Tritt fassen, um eine gewisse Automatik herbeizuführen. Herr Gallant und ich wir versandten trotzdem zwei Kataloge im Jahr 1990, doch gegen Ende des Jahres merkte ich bereits, dass dieses Bemühen nicht ausreichend sein würde. 

 

In meiner Firma in Hauset hatte ich eine ehemalige Mitarbeiterin von Babor eingestellt, Fanny Mertes aus Eynatten. Sie arbeitete im Kellerbüro und sie konnte die ganze Fakturierung, die Buchhaltung und den Versand, sofern nötig, übernehmen, aber auch die gesamten Aussendungen, denn immerhin war ich ja noch mit meinen Vertretungen für Femia und Babor beschäftigt. Zu dieser Zeit war ich auch viel unterwegs, um Geschäftsbeziehungen zu knüpfen. So reiste ich nach Breslau, wo ich eine polnische Bekannte aus Babors Zeiten traf, nämlich Janina Skorczynska und ihre Familie. Sie hatten sich an mich gewandt, da sie einige Probleme mit Babor hatten. Ich traf ebenfalls Ron und Loretta Jean aus Kingston in Ontario auf einer Messe in Leipzig, wo Loretta ihre Familie besuchte. Die Mauer war ja gefallen und viele „Exildeutsche“ versuchten nunmehr, ihre Verbindungen in die DDR wieder aufzufrischen. Der Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland und damit die Wiedervereinigung wurden bekanntlich am 3. Oktober 1990 vollzogen. 

 

Trotz intensiven Einsatzes kam es aber kaum zu nennenswerten Geschäften, auch mein Restpostenverkauf stagnierte. 

 

MALU WILZ beauty design

 

Neben OLEON kam es nun zu einem weiteren Ansatz und Kontakt, nämlich der zu Malu Wilz, der bekannten deutschen Visagistin, die in Aachen in der Adalbertstraße eine Kosmetikschule unterhielt. Malu kannte ich auch aus meiner Zeit bei Babor, als sie bereits Mitte der 80er Jahre ein großes Interesse gezeigt hatte, die dekorative Kosmetikserie Babors zu promoten. Wegen gewisser Animositäten mit einer Gesellschafterin ist es allerdings trotz des unverkennbaren Erfolgs und Talents nie zu einer Zusammenarbeit gekommen. Einige Male hatte ich Malu in meiner Eigenschaft als Geschäftsführer trotzdem zu Schulungen ins Ausland schicken können, nach Taiwan und in die USA. Sie hatte auch einen grandiosen Beitrag zur 25-Jahr-Feier von Babor im Krönungssaal des Aachener Rathauses geleistet. Geschäftlich war Malu Wilz zu Konkurrenten abgewandert und unterhielt inzwischen sehr gute Beziehungen zu einem Guru der dekorativen Kosmetik in Deutschland, nämlich zu Helmut Baurecht aus München, dem Gründer und Erfinder der äußerst erfolgreichen Make Up Collection ARTDECO. Für diese Firma gestaltete sie Plakate und führte Seminare durch. 

 

Trotzdem war es schon immer Malus Traum gewesen, eine eigene dekorative Kosmetikserie mit ihrem Namen zu vermarkten. Ihre Kosmetikschule in der Adalbertstraße war schon seit einigen Jahren äußerst erfolgreich, sie veranstaltete dort Wochenseminare und Wochenendseminare, die nicht nur gut besucht waren, sondern auch in ganz Deutschland großen Anklang fanden. Mit ihr war ich mir noch im Laufe des Jahres 1990 einig geworden, eine Kosmetikserie in Lizenz zu kreieren und zu vermarkten. 

 

In Rekordzeit gelang es mir, die Pflege und Decoserie „MALU WILZ beauty design“ auf die Beine zu stellen. Josef Müllejans hatte die Produktion und auch die Finanzierung übernommen. Er stellte mir in seinem Lager in Aachen Walheim die Produkte zur Verfügung. Wir kauften die Packmittel überwiegend in Deutschland, die dekorative Kosmetik aber in Spanien und Frankreich. Dabei half uns Herr Jung, der deutsche Vertreter einer Firma aus Barcelona, der Firma Maymo. In Rekordzeit wurde die Malu Wilz Serie mit Pflegeprodukten, überwiegend mit Rezepturen von Oleon Paris und mit dekorativer Kosmetik, die aus Frankreich und Spanien kam, hergestellt. Die Vermarktung konnte beginnen. Bei der Fertigung der Druckfilme für die Verpackungen half mir ein alter Bekannter aus Hauset, den ich vom Kegelklub her kannte, und der eine eigene Druckerei in Aachen unterhielt, nämlich Karl-Heinz Delnui. Die Verpackungsfilme, die noch mit belichteten Folien hergestellt wurden, klebte ich im eigenen Keller selbst zusammen. Bei der Fertigung der Faltschachtel half mir ein Verpackungsvertreter aus Karlsruhe, Herr Windel, den ich über Herrn Gerlinger kennengelernt hatte. Die Abfüllung der aus Paris kommenden Bulkware, die wir auch sehr oft selbst mit unserem VW-Bully abholten und die Konfektionierung der dekorativen Halbfertigware übernahm Josef Müllejans, der unter dem Namen Müllejans Cosmetic Consult firmierte. Er erledigte dies im Keller seines Wohnhauses in Walheim und im Nachbarhaus seines Schwagers Erich Lorbach. Dessen Frau Petra  nahm denn auch toll gestylt an der Kosmetikmesse Beauty International in Düsseldorf teil, wo wir erstmals im Frühjahr 1991 ausstellten.   

 

Noch zu Beginn des Jahres 1991 hatte ich mit der Vermarktung begonnen. Bei Babor ärgerte man sich über diese Allianz zwischen Malu und mir, in alt bekannter Manier wollte man mir ans Zeug flicken und drohte mit Klage und Abmahnung. Ein bekannter Anwalt von Malu konnte aber die Kastanien recht schnell aus dem Feuer holen. Somit stand einer Vermarktung der neuen Serie nichts mehr im Wege. 

 

Ende 1990 hatte ich meine Bürotätigkeit von Hauset nach Aachen verlegt, und zwar in die Adalbertstraße in Aachen, dort wo Malu Wilz ja bekanntlich eine erfolgreiche Kosmetikschule unterhielt. Die Euro Beauty Service PGmbH, das belgische Unternehmen firmierte in Aachen ebenfalls unter „Euro Beauty Service“, sozusagen als Betriebsstätte der belgischen Firma.  Auf den Briefbögen und Werbeveröffentlichungen stand jedoch als Marke „MALU WILZ beauty design“, wobei ich auch Malus Bildmarke, die beiden schwarz-weißen Köpfe verwendete. Dazu aber noch ein Zeichen MW, welches uns später noch großen Ärger einbringen sollte. In dem Rumpfgeschäftsjahr 1990 erzielte die Betriebsstätte in der Adalbertstraße 86-88 Umsatzerlöse in Höhe von 135.392,62 DM. Es entstand allerdings ein Jahresfehlbetrag von 142.540,43 DM. Den Jahresabschluss machte Steuerberater Rosner, der damals noch in der Jakobstraße in Aachen ansässig war und auch heute noch mein Steuerberater ist. In dem Büro in Aachen hatte ich jetzt auch eine Angestellte hinzugenommen, Edith Laschet aus Raeren. Sie  bediente die Telefonzentrale und fakturierte die Aufträge. Gepackt und versendet wurden diese Aufträge von Josef Müllejans und seiner Frau Anneliese aus dem Lager in Aachen Walheim.

 

Zunächst hatten Malu und ich uns allerdings vorgenommen, einen Präsentationstermin im Quellenhof in Aachen zu veranstalten und wir wollten in den Wochen danach durch acht deutsche Städte tingeln, um die Serie den Malu und mir bekannten potentiellen Kunden in Deutschland zu präsentieren. Die Präsentation im Quellenhof war ein großer Erfolg, denn viele Bekannte von Malu erschienen, auch eine Delegation von Babor tauchte auf, in der Person von Rolf Ludl, einem der Geschäftsführer, und einem gewissen Herrn Meier, der inzwischen Berater der Babor Gesellschafter und des Unternehmens geworden war. Die von Malu und mir geplante Tour durch Deutschland war ein Erfolg. Es war wie eine Fahrt von Obdachlosen, denn ausgestattet mit Malus Messestand und unseren Produkten fuhren wir nach Köln, Frankfurt, Stuttgart, München, Hamburg, Leipzig und Berlin und präsentierten in noblen Hotels die „Malu Wilz beauty design“ Serie. Es war auch eine Zeit, wo immer auch unterwegs etwas los war. Einmal ging mir in meinem VW-Bully schon einmal bei Buir das Benzin aus und ich musste zu Fuß mit dem Kanister für Nachschub sorgen. Ein anderes Mal vergaß ich an einer Raststätte zwischen München und Leipzig meine Brieftasche, fand sie aber Gott sei Dank wieder. Es war also nie langweilig. Jedenfalls war die Tournee dank Malus Anhängerschaft von Erfolg gekrönt, denn wir hatten im Nu an die 150 Deko-Ständer verkauft. 

 

Im Geschäftsjahr 1991 erzielte die Betriebsstätte Euro Beauty Service PGmbH einen Umsatz von 619.625,99 DM und einen Jahresüberschuss von 104.540,79 DM. In den ersten sechs Monaten des Jahres 1992 erwirtschaftete die EBS einen Umsatz vom 23.834,31 DM und einen Fehlbetrag von 23.394,26 DM. Da die Betriebsstätte nicht bis Ende 1992 abgewickelt werden konnte, wurde für 1993 noch eine Abschlussbilanz erstellt, die einen nicht durch Eigenkapital gedeckten Fehlbetrag von 61.953,71 DM auswies. Dies waren Verbindlichkeiten gegenüber der belgischen Euro Beauty Service PGmbH, dem Gesellschafter der Betriebsstätte.

 

Finanziell war das Ganze für mich also eher ein Desaster, denn ich bezahlte Malu für die Seminare, übernahm alle Kosten und zahlte auch noch Lizenzgebühren. Die finanzielle Decke wurde also immer dünner.

 

Die Gründung der BEAUTY DESIGN Kosmetik-Vertriebs-GmbH

 

Zum 1. Juli 1991 gründete ich meine neue deutsche Firma, die Beauty Design Kosmetik-Vertriebs GmbH. Gesellschafter war zu 100% die Euro Beauty Service PGmbH aus Belgien, die Elka zu 70% und inzwischen mir zu 30% gehörte. In der Tat hatte ich am 4.1.1991 die Anteile meines Bruders Siegfried übernommen, Elka blieb Geschäftsführerin. Ich war zu diesem Zeitpunkt noch immer Angestellter der belgischen Firma E-W-Trading. Allerdings dachte ich nun daran, diese Firma aufzulösen. Ab dem 1. Oktober 1991 schied ich als Angestellter aus und wurde nunmehr zum Geschäftsführer der Beauty Design GmbH in Aachen bestellt. Die EWT versetzte ich mit Beschluss vom 27.12.1991 in Liquidation, wie es in schönem belgischem Juristendeutsch heißt. Am 11. März 1992 wurde die Liquidation abgeschlossen. 

 

Es soll aber nicht verschwiegen werden, dass wir auch im Export recht schnell einige Erfolge feierten. Ich konnte Vertretungen finden in Belgien (Brian Negro), in Holland (Haparko), in England (Taylor) und auch in den USA. Hier hatte ich auf einem Seminar von Malu eine Kosmetikerin kennengelernt, die in der Nähe von Los Angeles wohnte.  Sie wollte die Produkte vertreiben. Malu und ich, Malu nun begleitet von ihrem Mann Ole Melgaard, nahmen im Januar 1992 an der Messe in Long Beach in Kalifornien teil. Die dortige amerikanische Partnerin hatte zwar alles gut vorbereitet, sie war aber letztendlich doch nicht erfolgreich, da es ihr an Durchhaltevermögen fehlte. Abschließend muss ich noch die Kunden in Asien erwähnen, hier insbesondere in Taiwan, Korea und Hong Kong.

 

Ausschlaggebend für den letztendlichen Misserfolg aus betriebswirtschaftlicher Sicht war allerdings ein anderer Umstand. Ich hatte gerade die erste Anzeige in der Fachzeitschrift Kosmetik Forum geschaltet, als ich von der Firma Mäurer & Wirtz, bei der ich früher einmal gearbeitet hatte, eine Abmahnung erhielt, weil man unser MW-Zeichen für verwechselbar hielt mit dem MW-Zeichen von Mäurer & Wirtz. Ich hatte keine Chance und musste Abbitte leisten. Bis zum Jahresende 1992 sollte ich alle Packmittel aufbrauchen oder vernichten. Es war mir gelungen, dank alter Seilschaften zu einem Mitarbeiter der Rechtsabteilung von M+W, Herrn Fourné, diesen Termin hinauszuschieben. Trotzdem war es ein erster Dolchstoß. Der zweite sollte aber gleich folgen, denn bei der Registrierung des Warenzeichens MALU WILZ gab es drei Widersprüche, die ich, ob sie nun begründet waren oder nicht, aus dem Weg räumen musste. Um eine lange Geschichte kurz zu machen, die Angelegenheit kostete mich an Gebühren und Rechtskosten nahezu 100.000,00 DM. Bis zum Jahresende 1992 war es mir aber gelungen, die Widersprüche entweder zu beseitigen oder aber Zahlungen zu leisten, um die Marke auch in Zukunft nutzen zu können. Dies versetzte mir sozusagen den Todesstoß. Ich war nunmehr pleite.

 

Im ersten Rumpfgeschäftsjahr 1991 (von 07 – 12) hatte die Beauty Design GmbH Umsatzerlöse von 82.063,25 DM erzielt, allerdings auch erneut einen Fehlbetrag von 60.025,84 DM erwirtschaftet.  

 

Auch meiner Geschäftspartnerin Malu war diese finanzielle Situation natürlich nicht entgangen und es begannen daher auch erste Meinungsverschiedenheiten, denn ich konnte den vielen Ansprüchen nicht gerecht werden. Malu hatte in diesem Jahr geheiratet, ihr sympathischer Mann Ole Melgaard war aber jetzt auch Gesprächspartner bei den Verhandlungen. Trotz allem sind wir immer fair miteinander umgegangen, denn wir hatten ein gemeinsames Ziel, die Marke nicht untergehen zu lassen. Dabei schmiedeten Malu und ich gemeinsam den Plan, das Geschäft an einen alten Geschäftspartner von Malu zu übertragen, für dessen Marke ARTDECO sie lange Jahre erfolgreich Dekorativ-Seminare in ganz Deutschland durchgeführt hatte. Es war Helmut Baurecht aus Karlsfeld bei München. 

 

In einem gemeinsamen Gespräch im September 1991 in Wiesbaden,  anlässlich der Cosmetica-Messe, konnten wir das Geschäft in trockene Tücher bringen. Abgewickelt wurde das Ganze aber erst im folgenden Jahr, nachdem Malu im Dezember 1991 ihre endgültige Einwilligung gegeben hatte. Herr Baurecht erklärte sich bereit, die Marke zu übernehmen und zahlte hierfür einen Betrag, den er selbst wohl für zu hoch, ich selbst aber für gerade ausreichend hielt, um meine Schulden zu begleichen. Darüber hinaus übernahm er auch die Warenbestände, obschon er die Serie neu gestalten wollte. Die gesamte Abwicklung dieser Transaktion dauerte allerdings noch mehrere Monate. Dies lag auch darin begründet, dass ich einige Warenzeichenwidersprüche juristisch ausräumen musste, bevor Herrn Baurecht die Marke ohne Makel übertragen werden konnte. 

 

Wie dem auch sei, die Veräußerung der Lizenz, der Marke und des Kundenstamms wurde unter Kaufleuten  geordnet vollzogen und aus diesem Geschäft sind alle drei letztendlich zufrieden herausgekommen. Herr Baurecht bzw. seine Firma Malu Wilz Beauty, arbeitet mit Malu Wilz bis auf den heutigen Tag zusammen. Malu Wilz entwickelte mit ihm die Serie zu einer im dekorativen Bereich sicher führenden deutschen Marke der professionellen Kosmetik und ich selbst war noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen. Beiden bin ich heute noch dankbar, dass wir damals eine Lösung gefunden haben, und wenn auch mit einem leichten Murren aus München, so glaube ich, hat es letztendlich doch niemand bereut.

 

Durch diese Veräußerung hatte sich die finanzielle Situation zwar etwas entspannt, allerdings war die Bilanz nach wie vor durchwachsen. Der Umsatz im Geschäftsjahr 1992 betrug 484.229,18 DM, allerdings gab es erneut einen Fehlbetrag von 125.800,87 DM. Der Verkauf der Malu Wilz Produkte im ersten Halbjahr und die Veräußerung der Bestände waren der größte Teil dieses Umsatzes. Hinzu kamen noch weitere Erlöse aus dem Verkauf von Collagenmasken. 

 

 


Die Janssens aus Hauset

Walther und Elka Janssen wohnten mehr als 40 Jahre mit ihren drei Söhnen in dem kleinen Ort Hauset, einem Ortsteil der Gemeinde Raeren in Ostbelgien. Vieles in dem Archiv unserer Webseite dreht sich deshalb um diese 40 Jahre gemeinsamer Erlebnisse, aber auch um die Zeit davor. Elka und Walther wohnen seit 2013 in Schleckheim, einem Stadtteil im Süden von Aachen. Die beiden ältesten Söhne sind mit ihren Familien in Hauset geblieben, der jüngste Sohn wohnt am Firmensitz der Janssen Cosmetics in Oberforstbach (Aachen).  Wir möchten die Privatsphäre schützen, deshalb reagieren wir gerne auf Hinweise. Wenn Ihr also Hinweise,  Fragen, Anregungen und Vorschläge oder Ideen habt, meldet Euch gerne  

 

dialog@waltherjanssen.eu  


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Kommentare: 3
  • #3

    Scott ivins (Dienstag, 05 März 2024 21:45)

    It was a wonderful experience acting as sales agents for Tristano Onofri fragrances together with Adel Haddad

  • #2

    Klara Doert (Samstag, 19 November 2022 16:44)

    Ganz toll das wir uns gestern bei der Euriade zur Verleihung der Martín Buber Plakette an Iris Berben in Kerkrade zufällig nach all den Jahren über den Weg liefen. Warte nun aufs Foto�

  • #1

    Detlev O. (Freitag, 01 Januar 2021 17:57)

    Lieber Walther, Du hast das Jahr 2020 sehr gut von allen Seiten beleuchtet. Immer ein Blick auch auf die Firma. Bleibt gesund