Die Franken erobern Gallien
Das weströmische Reich endete mit der Absetzung des letzten Kaisers Romulus Augustus durch den germanischen Heerführer Odoaker im Jahr 476. Mit den Einfällen der germanischen Stämme in das Römische Reich war um etwa 240 erstmals der Name der Franken aufgetaucht, als Besiegte des Kaisers Aurelian. Sie wurden militärisch stärker und politisch mächtiger, konnten aber Gallien oder die römischen Provinzen Germania Inferior und Belgica Superior zunächst nicht erobern.
Die Merowinger und Chlodwig
Dies änderte sich, als sie sich mit der katholischen Kirche verbündeten. Das Geschlecht der Merowinger hatte bereits zu Beginn des 4. Jhd. gegen Konstantin den Großen gekämpft, ihre gesicherte
Existenz geht auf das 5. Jhd. zurück, als Childerich I 481/482 verstarb. Seine Überreste wurden vor nicht allzu langer Zeit in Tournai entdeckt. Sein Sohn Chlodwig I (481/482 – 511) folgte ihm.
Entscheidend ist für ihn die Schlacht bei Zülpich (496), als die Alemannen ebenfalls nach Gallien vorzudringen versuchten. Der hart bedrängte fränkisch-merowingische König Chlodwig I flehte
während der Schlacht den christlichen Gott um Hilfe an und versprach, sich im Falle des Sieges taufen zu lassen. Die Schlacht wurde von Chlodwig gewonnen und die Allianz mit der Kirche führte zur
Gründung eines Frankenreiches, das Hunderte von Jahren Bestand haben sollte. Chlodwig starb plötzlich am 27.11.511, nur 45 Jahre alt, nach dreißigjähriger Regierung, nachdem er das seit 407
zerstückelte Gallien wieder vereinigt hatte. Es war nicht mehr Teil eines Reiches (das Römische Reich hatte 476 aufgehört zu existieren), sondern ein eigener, lebensfähiger Staat. Die Grundlage
für das spätere Frankreich war gelegt.
All dies lernten die Hauseter Schüler von ihrem bereits oben erwähnten Hauptlehrer Jules Cravatte, war diese Epoche doch auch der Beginn der Bekehrung zum Katholizismus. Das Gebiet von Hauset lag im Zentrum dieses fränkischen Kernbereichs, auf halbem Wege zwischen Tongern und Köln. Die Söhne Chlodwigs vergrößerten sein Reich nach Süden, aber die späteren Nachfolger waren nachlässig in der Ausübung des königlichen Amtes. Sie wurden die faulen Könige genannt. Das Reich zersplitterte wieder, wurde aber erneut von Chlothar I in den Jahren 558 – 561 vereinigt. Der Teil des Frankenreiches in dem Hauset lag, und mit ihm natürlich die gesamten umliegenden Städte und Dörfer, wurde Austrasien genannt. Dieses Land dehnte sich aus von der Rhein- und Maasmündung über Maastricht, Köln, Aachen, Reims, Trier bis zum Rhein nach Speyer und Mainz.
Die Verwaltung des Reiches wurde wegen der Schwäche der Könige immer mehr von den Offizieren ausgeübt, den sogenannten Hausmeiern. Etwa 687 begann die Entwicklung der fast königsgleichen Herrschaft dieser Hausmeier der Arnulfinger und Pipiniden (656 Pippin der Ältere); die Könige der Merowinger waren nur noch Marionetten. Als Sohn Pippins des Mittleren stieg Karl Martell in das Amt des fränkischen Hausmeiers auf und vereinigte alle Ämter auf sich. Karl Martell (* zwischen 688 und 691 und † 741) war es auch, der uns die muslimischen Araber vom Leibe hielt, hatte er diese doch in der Schlacht von Poitiers (732) besiegt. Seine Familie mütterlicherseits stammte aus dem Raum Lüttich-Maastricht. Karl Martell schlug 716 seine merowingischen Widersacher aus Neustrien (Paris) in der Schlacht bei Amel und er wurde zum mächtigsten Mann im Frankenreich.
Natürlich erfuhren auch die Schüler der Hauseter Volksschule von den großen Taten des Karl Martell, vor allen Dingen weil er „… die muslimischen Araber besiegt hatte und das christliche Abendland dadurch rettete.“
Die Zeit der Karolinger und Karl der Große
Auf Karl Martell geht der Hausname des Herrschergeschlechts der westgermanischen Franken, der Karolinger, zurück. Auf Karl folgte sein Sohn Pippin der Jüngere. Er setzte nochmals 743 einen Merowinger-König ein, nämlich Childerich III. Dieser war der letzte König der Merowinger, er wurde 751 abgesetzt. Damit wurde Pippin der Jüngere, mit päpstlichem Segen, zum König der Franken. Sein Sohn Karl, später Karl der Große genannt, wurde 771 König der Franken und er hatte das Ziel, alle germanischen Stämme in einem Reich zu vereinen.
Karl der Große wählte Aachen als Ort seiner Pfalz und somit zur Hauptstadt des Frankenreiches. Von der Ausdehnung des Reiches und den Eroberungen Karls wusste im Hauset der Nachkriegsgeneration jedes Schulkind. So heißt es bei Janssen-Heitmann: Hauset, von Aachen nur durch einen bewaldeten Hügel getrennt, weist keine materiellen Spuren auf, aus denen abgelesen werden könnte, das es an dem Aufstieg Aachens Teil hatte. Hauset könnte zum Jagdgebiet von Kaiser Karl gehört haben. Dieser Gedanke war wohl noch in den Köpfen der Bewohner von Hauset in der Mitte des 19. Jhd. Als nämlich ein Reporter des „Echo der Gegenwart“ aus Aachen, gerade an der neu erbauten Kapelle verweilend, einen daherkommenden Mann fragte, wo denn Hauset gelegen sei, antwortet dieser: „Kaiser Karl`s Hauset ist hier und wir sind mitten drin: seht Euch nur mal um.“ Auch die nahegelegene Eyneburg in Hergenrath wird in der Legende als ein Ort geschildert, an dem sich eine Tochter Karls des Großen mit ihrem Geliebten traf. Des Weiteren kann man aber kaum erwarten, für die 300 Jahre der germanischen Völkerwanderung und dem Ausbau des fränkischen/karolingischen Reiches Informationen zur Geschichte von Hauset zu finden, denn es gab noch keine Verwaltungsstruktur die es ermöglicht hätte, Daten und Informationen über Ereignisse in unserer Gegend zu sammeln und zu bewahren.
Das änderte sich wohl erst langsam mit der Länderverteilung durch die Enkel Karls des Großen, Karl dem Kahlen und Ludwig dem Deutschen. Hauset, wir nehmen mal an, dass es in irgendeiner Form
existierte, war zumindest von Aachen aus betrachtet bis zur Göhl mit Wald bedeckt, ausgenommen davon vielleicht die durch Brandrodung entstandenen Heiden. Jenseits der Göhl, befand sich wohl auch
ein Teil von Hauset, der geschichtlich dokumentiert ist.
Karl der Große
Karl der Große wurde Weihnachten 800 von Papst Leo III zum Kaiser gekrönt. Er verstarb 814 in Aachen. Ihm folgte sein Sohn Ludwig I., genannt der Fromme (778-840), der, wieder in unserer Gegend, in Kornelimünster 814 das Kloster an der Inde gründete, welches von dem Abt Benedikt von Aniane geführt wurde. Zwischen seinen drei Söhnen gab es viel Zwist und drei Jahre nach seinem Tode kam es zur Teilung des Reiches. Mit dem Vertrag von Verdun von 843 erhielt Karl der Kahle das Land westlich der Schelde, Lothar I. den mittleren Teil (Lotharingien) und Ludwig der Deutsche den östlichen Teil. Der mittlere Teil des Reiches wurde 855 mit der Reichsteilung von Prüm unter die Söhne Lothars nochmals aufgeteilt. Sein Sohn Lothar II. erhielt den nördlichen Teil, Lotharingien, von Friesland über Lüttich-Aachen und Verdun bis nach Besançon und Genf. Im Jahr 870 kam es dann im Vertrag von Meerssen (an der Göhl gelegen, dort wo diese in die Maas mündet), erneut zur Teilung. Ober-Lothringen (das heutige Lothringen in Frankreich) ging an den Sohn Ludwig und Niederlothringen an den Sohn Lothar II.
Und wo befand sich Hauset bei alledem? Unsere Gegend mit Aachen bis zur Maas lag wieder mittendrin in Niederlothringen (Lotharingien)