Ein bescheidenes Vermächtnis

an Familie, dem Unternehmen, der Gesellschaft

4. Politische Entwicklungen im „Ruhestand“.

 

In 2013 bescherte uns das Papsttum eine neue Überraschung. Papst Benedikt XVI. trat aus gesundheitlichen Gründen zurück und von dem Konklave wurde ein Kardinal aus Argentinien zum neuen Papst gewählt, Franziskus. Wegen seiner Bescheidenheit fand er sehr schnell viel Zuspruch. Schon damals überraschte der jugendliche Diktator Kim Jong Un, Enkel des Staatsgründers, die Welt mit einem Atomtest. Über Deutschland fegte derweil das Tief Xaver und richtete vor allem im Norden große Schäden an. Apropos groß: Der F.C. Bayern München schaffte das Triple mit Meisterschaft, Pokalsieg und Champions League und in Berlin kam es nach den Wahlen zum Bundestag zu einer großen Koalition zwischen CDU/CSU und SPD, da andere Optionen fortfielen. Die FDP war nicht mehr im Bundestag vertreten, dafür aber die AfD.  

 

Sehr turbulent ging es in 2014 zu und manche Ereignisse hatten großen Einfluss auf die Umsatzentwicklung unserer Firma. Zunächst trieb nach der Revolution auf dem Maidan in Kiew der Druck der Protestbewegung den autokratischen Präsidenten Janukowicz in die Flucht. Dem war eine Vereinbarung vorausgegangen, an der auch EU- Mitgliedsländer beteiligt waren. Russland empfand den Sturz seines Verbündeten als einen inszenierten Putsch und Putin ließ seine grünen Männchen daraufhin auf die Krim einschleusen und gleichzeitig die Republik ausrufen. Nachdem es dann zu einer Volksabstimmung kam und die große Mehrheit der Bewohner sich für den Anschluss an Russland aussprach, wurde dieser von Putin völkerrechtswidrig bestätigt. Auch im Donbass, der Ostukraine, bildeten sich in den Städten Donezk und Luhansk „Volksrepubliken“ und es kam zu einer militärischen Auseinandersetzung zwischen der ukrainischen Armee und den Aufständischen, diese massiv unterstützt von russischen Kräften aus der Russischen Föderation („... die im Donbass ihren Urlaub verbrachten“). Im Laufe der Auseinandersetzungen kam es am 17. Juli zum Abschuss eines Zivilflugzeugs aus Malaysia, welches sich auf dem Weg von  Amsterdam nach Kuala Lumpur befand. 298 Passagiere starben, darunter 80 Kinder, und keiner wollte es gewesen sein. Am glaubhaftesten ist die Version, dass es sich um eine russische „Bug“ Rakete handelte, die von Kursk aus an die Separatisten ausgeliehen wurde oder sogar auf deren Gebiet eingesetzt wurde. Wie dem auch sei, auf der Krim schafft Putin inzwischen Fakten, die er auch nicht mehr zurücknehmen wird. In der Ostukraine dauert der Krieg, trotz Minsker Abkommen, noch immer an, eine Lösung ist nicht in Sicht. 

 

Mein ukrainischer Importeur hatte von einem Tag auf den anderen einen großen Teil seiner Kundschaft, die Wellness-Hotels und Sanatorien auf der Krim, verloren. Sie holten die Janssen Cosmetics Produkte nun in Moskau. In 2014 war unser Gesamtumsatz noch gerade steigend, der große Einbruch in der Ukraine, in Russland, auch in Weißrussland und anderen GUS-Staaten kam erst in 2015. Dies war allerdings in dem extremen Kursverfall der Währungen begründet, verursacht auch durch die Sanktionen. Für unserer Firma kam noch hinzu, dass die Zahlungen unserer Kunden immer schwieriger wurden, dies auch wegen der Sanktionen.

 

Was die Ukraine betrifft so glaube ich nicht, dass das Minsker Abkommen noch Erfolg haben wird. Es fehlt an Politikern mit Visionen. Wenn man die Situation der Volksgruppen in diesem Land kennt, kann man zu dem Schluss kommen, dass zum Beispiel ein Ansatz wie in Belgien, mit Gemeinschaften und Regionen, eine Lösung sein kann. Die Ukraine und deren politische Vertreter scheinen aber nicht zu Kompromissen bereit und haben durch ihre Sprachpolitik ihren Gegenspieler Putin wohl bis aufs Blut gereizt. 

 

Derweil war Deutschland wieder im Fußballfieber und das Märchen wurde wahr: Deutschland wurde in Brasilien Fußballweltmeister und besiegte sogar den Gastgeber mit 7:1. Das Endspiel gewann man gegen Argentinien mit 1:0. Erwähnen muss man noch den Ausbruch einer Ebola Epidemie in Westafrika und den andauernden Krieg in Syrien. Die Hälfte der syrischen Bevölkerung war auf der Flucht. Die Euro-Krise hielt auch in 2014 an  und verschärfte sich sogar. 

In Belgien kam eine neue Regierung zustande unter Premierminister Michel. In Eupen bildeten nach den Wahlen die Bürgerliste ProDG und die Parteien SP und PFF eine Koalition. Oliver Paasch, der Sohn von Lorenz Paasch, wurde Minister-Präsident der Deutschsprachigen Gemeinschaft, jetzt auch „Ostbelgien“ genannt. Er löste Karl-Heinz Lambertz ab.

 

Für einen Verfechter eines „Europa der Regionen“, der ich ja gerne bin, ist es noch wichtig zu vermerken, dass das Referendum in Schottland für die Unabhängigkeitsbefürworter leider verloren ging. Nur etwa 45% der Schotten stimmten mit Ja, also für die Unabhängigkeit.

 

Auch das Jahr 2015 war gekennzeichnet von der Euro-Krise und dem Krieg in Syrien. Es war aber auch ein Jahr des Terrors, mit den Attentaten in Paris auf die Satirezeitschrift Charlie Hebdo und im November rund um den Musikpalast Bataclan. Die Spuren einzelner Terroristen führten nach Brüssel, genauer gesagt nach Molenbeek. Die Flüchtlinge aus Syrien gingen in die Millionen, sie wurden größtenteils von dem Libanon, von Jordanien und der Türkei aufgenommen. Im Frühjahr machten sich allerdings hunderttausende Flüchtlinge von Griechenland über Mazedonien, Serbien und Ungarn auf den Weg. Sie strandeten in Ungarn, wo man jetzt begann einen Zaun zu bauen. Um eine humanitäre Katastrophe zu verhindern ließen Kanzlerin Merkel und Kanzler Peymann die Flüchtlinge nach Österreich und Deutschland weiterziehen. Zunächst entstand eine Willkommenskultur, aber die AfD schürte den Hass auf alles Fremde das unkontrolliert ins Land strömte. So konnte diese rechtsradikale Partei, die als Sammelbecken aller Neo-Nazis fungierte, in den meisten Parlamenten Einzug halten. Die Krise in Griechenland war beendet worden, vorher hatten schon andere Länder den „Rettungsschirm“ verlassen, aber die Griechen mussten noch bis 2018 unter demselben verharren. 

 

Die Integration der Flüchtlinge bestimmte die gesellschaftliche Auseinandersetzung in den nächsten Jahren, auch Kanzlerin Merkel geriet unter Druck, obschon sicher eine Mehrheit die humanitäre Entscheidung für richtig fand. Sie hatte dies allerdings ohne Abstimmung mit den anderen Europäern gemacht, was ihr viele, auch im Ausland, vorhielten. Angeheizt wurde diese  Diskussion in der Presse, die allzu häufig der AfD ein Forum bot. Vielleicht erkennt man nicht, dass es sich in dieser Partei mindestens zur Hälfte um Nationalisten, Rechtsradikale, Identitäre und Faschisten handelt, die in dieser Partei eine Heimat gefunden haben und langsam das Ruder übernahmen. Aus „political correctness“ meinen die Medien, die AfD wie eine demokratische Partei behandeln zu müssen, merken  aber offenbar nicht, dass man dadurch dieser Demokratie das eigene Grab schaufelt. 

 

Ich selbst bin der Meinung, dass in dieser Krise vieles richtig gemacht wurde. Leider ist es so, dass nicht die Länder die als Verursacher des Syrienkrieges in Erscheinung treten um die Hauptlast der Flüchtlingsmisere zu tragen. Die Hauptlast tragen vielmehr Jordanien, der Libanon, die Türkei und Deutschland. Eine europäische Lösung ist hier nicht in Sicht. Es ist erschreckend zu erleben, mit welcher Brutalität in einigen europäischen Ländern gegen Flüchtlinge vorgegangen wird und wie man die Menschenrechte außer Kraft setzt. Das letzte Beispiel, nach Ungarn, ist sicherlich Italien mit seiner faschistoiden Regierung, aber auch Frankreich und Großbritannien verhalten sich nicht viel besser. Was würde es ausmachen, wenn Polen zum Beispiel 50.000 Flüchtlinge aufnähme bei einer Bevölkerung von nahezu 40 Millionen. Das Problem ist aber, dass die meisten Flüchtlinge nach Deutschland möchten, was ob der Behandlung in vielen Ländern auch verständlich ist. Und noch: Das „Orakel von Hamburg“, Ex-Kanzler Helmut Schmidt, starb 2015 im Alter von 96 Jahren.

 

Für Europa sollte es allerdings in 2016 noch schlimmer kommen. Die Flüchtlingszahlen gingen zurück, denn man hatte mit der Türkei ein Abkommen geschlossen. Viele flohen nun wieder über das Mittelmeer nach Italien, ein Land das man zu lange alleine gelassen hatte. Hinzu kamen die vielen Terroranschläge, und dies nicht nur in der Türkei oder Afghanistan, diesmal vor unserer Haustüre in Brüssel und zwar am Flughafen und in einer Metrostation. Am 22. März kamen dabei 35 Menschen ums Leben. Danach gelang es Spezialeinheiten, einige der Terroristen dingfest zu machen. Andere kamen auch beim Zugriff ums Leben, insbesondere einer der Paris-Attentäter.

Die zweite Katastrophe war der Brexit. Am 23 Juli folgten 51,76 % der Briten dem Vorschlag, aus der EU auszutreten. Für mich brach eine Welt zusammen. Die Populisten um Boris Johnson und dem rechtsradikalen UKIP Vorsitzenden Farage hatten gesiegt. Die Tories hatten über 20 Jahre die Europäische Union schlecht geredet und ernteten nun die Früchte. Ob sie es je bereuen werden weiß ich nicht, leider hat auch die Jugend nicht ausreichend an der Wahl teilgenommen. 

 

Eine Woche zuvor, in der Nacht vom 15. auf den 16. Juli gab es in der Türkei einen Putschversuch gegen das immer autoritärer werdende Regime von Recep Tayyip Erdogan. Vor allen Dingen was danach geschah ließ viele zweifeln, ob es sich nicht um eine Inszenierung handelte, denn zehntausende Beamte, Journalisten, Studenten, Professoren und unbescholtene Bürger wurden interniert, und dies in relativ kurzer Zeit anhand von Listen, die wohl bereit lagen. Jedenfalls konnte ich der offiziellen Version nicht folgen und natürlich steht für mich in dieser Verfassung ein EU-Beitritt der Türkei nicht zur Diskussion. Geschäftlich hatten unsere Partner keinerlei Beschränkungen im Warenverkehr, allerdings fiel in 2018 der Kurs der Währung dramatisch. Auf der sportlichen Seite gab es die olympischen Spiele in Rio de Janeiro, in einem Land mitten in der Krise,  während Portugal Fußball-Europameister wurde. 

 

Zu allem Überdruss kam noch hinzu, dass vor der Weltbühne in den USA sich ein schauerlicher Wahlkampf zwischen dem Populisten und Rassisten Donald Trump und der früheren Außenministerin Hillary Clinton abspielte, den Trump am Ende gewann. Er wurde zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt. Somit legte Trump im Januar 2017 seinen Eid auf die Verfassung ab und die Welt war nicht mehr das was sie einmal war. Man kann gar nicht auf alle Entscheidungen eingehen, die getroffen wurden und auch nicht aufzählen, welche Konsequenzen sein Handeln für uns alle hat. Für mich und meine Firma ist seine isolationistische Politik, das Abschiednehmen von Allianzen und Vereinbarungen eine große Gefahr. Trotzdem läuft es zurzeit in den USA noch „rund“. Die Kurse steigen, die Wirtschaft boomt, die Arbeitslosenzahlen sinken, die Reichen werden reicher und Millionen haben keine Krankenversicherung. Die Gesellschaft ist tief gespalten, auch hier sind die Rechtsradikalen, die „white supremacists“ auf dem Vormarsch. Es ist schwer zu verstehen, dass die Partei der Republikaner dies mitmacht und in welches Licht sich dadurch auch altehrwürdige Politiker stellen. 

 

In Europa geht auch alles drunter und drüber. In Frankreich wurde Macron mit einer europäischen Agenda zum Präsidenten gewählt, der Rechtsradikale Front National ist jedoch sehr stark geworden. Ähnlich wie in Deutschland sind die traditionellen Parteien in Frankreich geschwächt oder ganz verschwunden (Auch in Italien sollten in 2018 Populisten die Wahlen gewinnen). In Deutschland, nach den Wahlen im September 2017,  gab es wieder eine  Schwergeburt, nämlich die Große  Koalition zwischen CDU/CSU und SPD. Diese kam erst 2018 zustande (also nahezu belgische Verhältnisse). In Polen, Rumänien oder Ungarn gehen derweil Hundertausende auf die Straße, um gegen ihre populistischen Regierungen zu demonstrieren oder gegen die Korruption. 

 

In Katalonien fand am 1. Oktober 2017 eine Volksbefragung zur Unabhängigkeit statt. Diese Abstimmung war umstritten, da nicht von der Zentralregierung genehmigt. Die Wahlbeteiligung lag bei 42% und die Zustimmung bei 90%. Als einige Wochen später die Republik ausgerufen wurde, kam es zur Entmachtung der Regierung. Der Präsident Puigdemont entzog sich der Verhaftung durch die Flucht nach Brüssel. Spanien steckt also in einer Verfassungskrise. Auch Neuwahlen bestätigten erneut die Unabhängigkeitsbefürworter, die Bevölkerung gibt also nicht nach. 

 

Auch in diesem Fall ist es so, dass ich als Verfechter eines Europas der Regionen diese Eigenständigkeit befürworte. Nicht richtig ist es allerdings, eine Eigenständigkeit ohne Verfassungsprozess  verwirklichen zu wollen. So etwas geschah ja bereits auf der Krim und im Donbass. 

 

5. Was bleibt übrig? Was kommt noch?

 

Eine Nachbetrachtung

So blicke ich nun zurück auf siebzig Jahre meines Lebens und mit dieser Chronik möchte ich allen, die sie lesen an meinem Leben teilhaben lassen, vor allen Dingen natürlich meiner Familie, meinen Verwandten, Freunden und Geschäftspartnern. Ich blicke zurück auf eine unbeschwerte Jugendzeit, in der es im Vergleich zu heute sicher Entbehrungen gab, die aber fröhliche Jahre waren. Mein Studium konnte ich mit Erfolg abschließen und ich fand auch sehr schnell den Weg ins Berufsleben, was heute nicht mehr so selbstverständlich ist wie damals. Die berufliche Karriere war überwiegend geprägt von erfolgreichen Berufsjahren bei verschiedenen Arbeitgebern, bis ich im Jahr 1989, damals etwas über vierzig Jahre alt, den Weg in die Selbständigkeit wagte. Ich kann nicht sagen, dass ich dies angestrebt hätte, aber ich habe es die letzten dreißig Jahre nie bereut. 

 

Geblieben sind nämlich die Erinnerungen und Gedanken, mit einer glücklichen Familie diese Jahre gestaltet zu haben, geprägt von der Kraft und Einfühlsamkeit meiner lieben Elka und den tollen Entwicklungen, die auch meine Söhne in ihrem noch jungen Leben genommen haben. Sie sind heute fast in dem Alter in dem ich damals, 1989 war, als ich in die Selbständigkeit einstieg. Sie haben es in dieser Zeit geschafft, mit ihren Familien im Rahmen des Unternehmens ihre eigenen Existenzen aufzubauen. Dies ist eine erste Genugtuung in meinem Leben. 

 

Eine weitere ist die Tatsache, dass bei alldem Elka diese Familie gefühlsmäßig führt und gestaltet. Sie prägt nicht nur diese Familie noch heute, sie zeigt den größten Einsatz, gibt die meiste Hilfestellung, sie hat den Zusammenhalt mit viel Liebe geschaffen. 

 

Für mich bleibt aber auch die Gewissheit und Zufriedenheit, etwas Bedeutendes aufgebaut zu haben, was nicht nur mich selbst und meine Familie glücklich macht, sondern auch vielen meiner Partner und Kunden weltweit eine Lebensgrundlage im besten Sinne geboten hat.

 

Ich konnte mir einen Jugendtraum erfüllen und die Welt bereisen, dort wunderbare Menschen und Kulturen kennenlernen. Mit diesen Menschen gemeinsam arbeitet ich an einem Lebensprojekt, das Projekt in  Freiheit und Würde eine eigene lebensfähige Existenz aufzubauen. Viele unserer Partner und Freunde sind wohlhabender geworden als ich oder meine Familie und sie sind deshalb stets dankbar, dass sie das Glück hatten und das Handwerkzeug geboten bekamen, um mit einer Familie und einem Team wie es das unsrige ist, zusammen zu arbeiten.  

 

Die Jahre meiner Selbständigkeit waren ebenfalls geprägt von der Gründung und Entwicklung des Internet und später der sozialen Medien, und auf der Hardwareseite dem Personal Computer (PC) und dem Smartphone. Durch diese Entwicklungen  hat es viele Veränderungen gegeben, auch im persönlichen und familiären ebenso wie im politischen und gesellschaftlichen Bereich.

 

Sicher hatte ich das Glück, über den frühen Erfahrungen in meiner beruflichen Vergangenheit, den Weg in diese neue Welt leichter zu finden. Es gibt jedoch für meine gesellschaftspolitischen Überzeugungen inzwischen große Herausforderungen, von denen man nicht weiß, in welche Richtung sie sich entwickeln. Mein Leben war bisher ein solches in Frieden und Wohlstand, es ist schwierig eine Prognose abzugeben, ob dies für meine Nachkommen auch so sein wird. 

 

Elka und ich wir haben in den vergangenen Jahren die Weichen gestellt. Eigentlich haben wir dabei gar nicht so sehr an uns selbst gedacht, obschon wir beide bis zur Selbstaufgabe gearbeitet haben. Zunächst wurde unser Firmenvermögen im Rahmen einer Nachfolgeregelung an die drei Söhne übertragen, etwas später teilten wir auch das Privatvermögen auf. Ich hatte mir fest vorgenommen, die Jahre nach dem offiziellen Ruhestand zu nutzen, um einigen Ballast, der sich in meinem Leben so angesammelt hat, abzuwerfen, um frei und unbeschwert und mit Gottes Hilfe noch einige Jahre des Glücks mit Elka und unserer Familie zu erleben.

 

Deshalb ist diese Nachbetrachtung keine Bilanz, sie ist vielmehr eine Erinnerung in Dankbarkeit an das was gewesen ist und was die höhere Macht, die die meisten Menschen Gott nennen, aus meinem Leben gemacht hat. Diese Lebenserinnerungen haben mir geholfen, Ballast abzuwerfen und die Zeitschiene meines Lebens zu ordnen. 

 

 

6. Die Zukunft gestalten

„Forcer l`Avenir“ – die Zukunft gestalten, so etwa stand einmal auf einem Werbeplakat an der Autobahn, wenn man sich der Wallonischen Region Belgiens über die vielen Verkehrswege Richtung Lüttich näherte, egal aus welcher Richtung man kam. Die Übertragung des Slogans ins Deutsche klingt jedoch eher mild, richtiger wäre wohl zu sagen „die Zukunft erzwingen“. Beides fordert ein aktives Mitmachen. Nichts desto trotz hat dieses Leitmotiv etwas verlockendes, gibt es doch einen Hinweis darauf, dass man die Zukunft in der Tat mit gestalten muss. Auch ich möchte jetzt nach 70 Jahren eines erfüllten Lebens, auch die Zukunft noch mit gestalten, sicher weil es auch zu früh wäre, die Hände in den Schoß zu legen. Aber wie man die Zukunft sinnvoll gestaltet ist eine schwierige Frage. Unsere Familie und unsere Firma stecken  mitten in der Globalisierung und in der Digitalisierung. Die Familie hat jedoch auch als Unternehmerfamilie stets erfahren, wie abhängig wir von dieser Globalisierung und dieser Digitalisierung eigentlich sind. Deshalb bleibt meine Hoffnung, dass sich das Gute erhält, in dem Sinne wie es der Apostel Paulus sagte: „Prüfet alles, das Gute behaltet“. Wir werden also diese Zukunft meistern. 

 

Was kann ich also meinen Söhnen und deren Familien mit auf dem Weg geben? Was kann ich noch zum erfolgreichen Fortbestand der Firma beitragen? Was kann ich überhaupt noch für die Zivilgesellschaft tun? Welchen Beitrag kann ich noch leisten? Mit diesen Fragen möchte ich mich abschließend beschäftigen. Dabei geht es mir nur zum Teil um ein Vermächtnis, es geht mir auch darum, mit mir selbst und meinen Gedanken im Reinen zu sein. 

 

Ab den neunziger Jahren und darüber hinaus, also seit mehr als 20 Jahren, hatte ich mein aktives politisches und zivilgesellschaftliches Engagement nahezu gegen Null gefahren. Jedoch ging keineswegs mein Interesse an den politischen Ereignissen und Entwicklungen, sowohl in meiner Heimat als auch in Europa und der Welt verloren. Vor allen Dingen in den letzten zwanzig Jahren seit der Firmengründung 1997 bis heute, merkte ich, wie sehr die weltpolitischen, wirtschaftlichen ja sogar klimatischen Ereignisse einen großen Einfluss auf die Geschäftsentwicklung meiner Firma nahmen. Die Eigenständigkeit als Unternehmer bestimmte über diese Jahre hinweg mein Handeln und beeinflusste mein privates Leben, auf der persönlichen Ebene ebenso wie in der Familie.  

Auf der familiären Ebene, die bei den Janssens nicht von der unternehmerischen Ebene zu trennen ist, da wir alle im Unternehmen beschäftigt sind, spüren wir, dass wir uns in einem glücklichen Umfeld befinden und ein zufriedenes Leben führen. 

 

Die Familie hat bereits ihren Zusammenhalt bewiesen, alle Söhne und deren Partner arbeiten mit im Unternehmen, fühlen sich also diesem verbunden. Alle Familienmitglieder haben in dem Unternehmen Geborgenheit gefunden. Dies zu erhalten muss ein wichtiges Ziel des Zusammenlebens sein. Geborgenheit, Zufriedenheit und Entspanntheit müssen die inneren Merkmale der Familie sein. Es gab Zeiten in denen wir sehr sparsam haushalten mussten. Auch als das Unternehmen größer wurde, haben wir nicht auf Kosten dieses Unternehmens gelebt. Auch diese Bescheidenheit und Sparsamkeit, der vernünftige Umgang mit Ressourcen und mit der Natur und den vielen Dingen, die unser Leben gestalten sind ebenso wichtig. 

 

Im Unternehmen stehen wir mit einer sehr großen Eigenkapitaldecke in den Bilanzen und unser Rating ist sehr gut. Auch heute kann ich meinen Söhnen, den jetzigen Gesellschaftern, nur empfehlen dieses Ziel im Auge zu behalten.  Heutzutage sind sie sicher in der Lage, eine Dividende aus der Firma zu entnehmen, um ihren eigene Existenz abzusichern. Aber der Charakter eines  Familienbetriebs soll beibehalten werden und dabei gilt es einiges zu berücksichtigen.  

 

 


Die Janssens aus Hauset

Walther und Elka Janssen wohnten mehr als 40 Jahre mit ihren drei Söhnen in dem kleinen Ort Hauset, einem Ortsteil der Gemeinde Raeren in Ostbelgien. Vieles in dem Archiv unserer Webseite dreht sich deshalb um diese 40 Jahre gemeinsamer Erlebnisse, aber auch um die Zeit davor. Elka und Walther wohnen seit 2013 in Schleckheim, einem Stadtteil im Süden von Aachen. Die beiden ältesten Söhne sind mit ihren Familien in Hauset geblieben, der jüngste Sohn wohnt am Firmensitz der Janssen Cosmetics in Oberforstbach (Aachen).  Wir möchten die Privatsphäre schützen, deshalb reagieren wir gerne auf Hinweise. Wenn Ihr also Hinweise,  Fragen, Anregungen und Vorschläge oder Ideen habt, meldet Euch gerne  

 

dialog@waltherjanssen.eu  


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Kommentare: 3
  • #3

    Scott ivins (Dienstag, 05 März 2024 21:45)

    It was a wonderful experience acting as sales agents for Tristano Onofri fragrances together with Adel Haddad

  • #2

    Klara Doert (Samstag, 19 November 2022 16:44)

    Ganz toll das wir uns gestern bei der Euriade zur Verleihung der Martín Buber Plakette an Iris Berben in Kerkrade zufällig nach all den Jahren über den Weg liefen. Warte nun aufs Foto�

  • #1

    Detlev O. (Freitag, 01 Januar 2021 17:57)

    Lieber Walther, Du hast das Jahr 2020 sehr gut von allen Seiten beleuchtet. Immer ein Blick auch auf die Firma. Bleibt gesund