Die preußische Zeit (1815 – 1920)
Die Bevölkerung unserer Lande hatte die Zeit von Maria Theresia zu einem fast mythischen Zeitalter verklärt und wollte unbedingt zurück zu Österreich. Aber für Nostalgie war auf dem Wiener Kongreß kein Platz. Schon am 5. April 1815 unterzeichnete der preußische König Friedrich Wilhelm III in Wien ein „Besitzergreifungspatent“ für die einverleibten Länder und Ortschaften. Unter letzteren befanden sich auch die Gemeinden des Kantons Eupen mit Hergenrath und Hauset. Schon am 6. Juli 1815 löste Generalgouverneur Sack diese und die ebenfalls an Preußen kommenden Kantone Malmedy, St. Vith, Kronenburg und Schleiden sowie den restlichen Teil des Kantons Aubel aus der Kreisdirektion Verviers und unterstellte sie einer neu geschaffenen Kreisdirektion Malmedy.
Ab dem 1. Mai 1816 lösten die Landratsämter die Kreisdirektionen ab und aus Hergenrath samt Hauset, der früheren Mairie, wurde eine preußische Bürgermeisterei. Hier wie andernorts im Rheinland stand man zunächst „den Preußen“ skeptisch gegenüber, schreibt A. Minke in „Hauset im Zeitraffer“.
Hinzu kam auch noch eine Wirtschaftskrise, verbunden mit einer Hungersnot im Winter 1816/1817. Auch die Beibehaltung der Wehrpflicht und die Haltung des protestantischen Preußen gegenüber dem katholischen Rheinland sorgten für Verstimmung. Das von Napoleon gegründete Bistum Aachen wurde 1818 aufgelöst, nunmehr war der Erzbischof von Köln zuständig. Am 3. Juli 1827 kam der Erzbischof von Köln, Graf August Ferdinand von Spiegel zur Firmung nach Eupen. Die übergeordnete Verwaltung war derzeit auch verändert worden. Das Rheinland bestand 1815 zunächst aus zwei Provinzen, nämlich Jülich-Cleve-Berg und das Herzogtum Niederrhein mit Koblenz, Trier und Aachen. Beide Provinzen wurden 1822 vereinigt und im Jahre 1830 erhielt das neue Verwaltungsgebilde den Namen „Rheinprovinz“, mit Sitz in Koblenz.
In den ersten zehn Jahren nach dem Wiener Kongress bis etwa 1826 waren die Menschen in unserer Heimat, den Kreise Eupen-Malmedy, keineswegs von den neuen preußischen Herrschern begeistert. Diese unternahmen einiges, um die Stimmung zu verbessern. Nach anfänglichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten änderte sich schrittweise die Stimmung und auch die Gesinnung der Menschen war nun mehr und mehr Richtung Rheinland und Richtung Preußen ausgerichtet. Zwar trauerte man noch immer den guten alten Zeiten unter Kaiserin Maria Theresia von Habsburg nach, die Zeit der französischen Annexion und Besatzung hatte die Bevölkerung jedoch nicht in allzu guter Erinnerung. Aber bis 1826 war schon eine neue Generation herangewachsen. Die Kinder aus Hauset gingen nach Eynatten und nach Hergenrath zur Schule und auch die Gläubigen besuchten die Kirchen, entweder in Eynatten oder in Walhorn. Die Revolution von 1830 in Brabant, die zur Gründung des Königreichs Belgien führte und die kriegerischen Auseinandersetzungen des jungen Staates mit den Niederlanden 1839 in unmittelbaren Nachbarschaft bei Maastricht, berührten die Menschen, aber trotzdem führten sie nicht zu einer mehr freiheitlichen Sichtweise, vielleicht gerade wegen der Radikalität der genannten Ereignisse. Die Bindung an Preußen war zumindest ungebrochen.
Zu Beginn des Jahres 1840 hatte der Bau der grenzüberschreitenden Eisenbahnstrecke Aachen-Lüttich dem Ort Hauset eine neue Sehenswürdigkeit beschert, nämlich den Göhlviadukt in der Flur Hammer und deshalb im Volksmund bald „Hammerbrücke“ genannt. Sie wurde 1843 eingeweiht und die erste internationale Eisenbahnlinie war entstanden.
Der Göhlviadukt
Aufgrund der neuen preußischen Gemeindeordnung von 23. Juli 1845 bildete jede Ortschaft eine eigene Gemeinde mit Ortsvorsteher,
Gemeinderat und besonderem Rechnungswesen, so auch Hauset innerhalb der Gemeinde Hergenrath. Bei Minke finden wir hierzu folgende Erläuterungen: „Im zwölfköpfigen Bürgermeistereirat der Gemeinde
Hergenrath war Hauset durch den Ortsvorsteher, die zwei meistbegüterten Grundbesitzer und frei gewählte Einwohner vertreten. Außerdem verfügte die „Special-Gemeinde“ Hauset nunmehr über eine
weitgehende Verwaltungsautonomie, so im Pfarr-, Schul-, Wege- und Wasserwesen sowie in der Armenfürsorge. Sie beschäftigte eigenes Personal, wie einen Gemeindediener und einen Polizeidiener,
einen Feldhüter, einen Nachtwärter und einen Wegewärter. Kein Wunder also dass die Hauseter nun noch einen Schritt weitergehen wollten.
Hauset als eigenständige Gemeinde
Am 13. Januar 1847 richteten sie das Gesuch an die Kgl. Regierung Aachen zu einer selbständigen Gemeinde erhoben zu werden. Dem
Antrag wurde stattgegeben und in den zwei nächsten Jahren wurden die Gemeindehaushalte getrennt. Am 31. Dezember 1849 ermächtigte
Bürgermeister Carl Esser aus Eynatten, der kommissarisch gerade auch die Bürgermeisterei Hergenrath leitete, den Hauseter Ortsvorsteher Johann Egidius Bischoff zur Führung eigener
Standesamtsregister. Bischoff zeichnete fortan als beigeordneter Bürgermeister und delegierter Standesbeamter. Die Bevölkerungszahlen stiegen nun stetig, von 543 Einwohner 1852 auf 597 im Jahr
1858 und 625 Einwohner im Jahr 1864, also zwölf Jahre später.
Aber auch neue, moderne Straßen holten das kleine Dorf Hauset bald aus seiner ländlichen Abgeschiedenheit. 1848 erfolgte zunächst der Bau der Straße von Eynatten über Hauset zum Aachener Busch. Ab 1850 begann auch der Ausbau der „Actienstrasse“ von Aachen nach Eupen. Die Fabriken entlang der Göhl standen in voller Blüte, insbesondere die des Fabrikanten Nellessen an der Fingerhutsmühle. Im Januar 1857 kam der erste Briefkasten nach Hauset.
Unter Ortsvorsteher Bischoff wurden einige bedeutende Projekte in Angriff genommen: Der Bau einer eigenen Dorfschule; sie wurde am 1. April 1855 vollendet. Im Frühjahr 1858 ging man auch an den Bau einer eigenen Kirche, die im Herbst 1859 fertiggestellt wurde und am 3. Januar 1860 nahm der Eynattener Pfarrer Krichels, als Dechant von Eupen, die Einweihung vor. Am 11. April 1861 erhob der Kölner Erzbischof Johannes Kardinal von Geissel das zu Eynatten gehörende Rektorat Hauset zur eigenständigen Pfarre. Erster Pfarrer wurde Martin Strom. Er bezog das neben der Kirche gelegene Pfarrhaus, welches 1860 fertiggestellt worden war. Pastor Storm blieb bis 1869 Pfarrer von Hauset. 1861 war auch das Jahr, in dem bereits am 6. Januar ein „Reisebericht“ eines Reporters des „Echo der Gegenwart“ veröffentlicht wurde, der einen interessanten Einblick in das Aussehen des Dorfes wiedergab. Der Beitrag ist ebenfalls im Heimatbuch Hauset, Band 1 wiedergegeben.
Inzwischen hatte die Bevölkerung in Hauset ein preußisches Nationalgefühl entwickelt, welches vor allem durch die Schule vermittelt wurde. Auch die militärischen Erfolge Bismarcks stießen auf
breiteste Zustimmung, so 1866 die Schlacht bei Königgrätz (Böhmen) gegen Österreich oder vorher gegen Dänemark wegen Schleswig und Holstein. 1870 kam es zum Krieg mit Frankreich, der mit einem
Sieg der preußischen Truppen endete. König Wilhelm wurde daraufhin im Spiegelsaal von Versailles zum ersten Kaiser des Deutschen Reiches gekrönt. Das Deutsche Reich wurde geeint,
Elsass-Lothringen einverleibt. Bismarck wurde Ministerpräsident von Preußen, er war zugleich Reichskanzler. Bereits 1872 gründeten die Hauseter Kriegsteilnehmer den „Kriegerverein“, eine
Vereinigung der ehemaligen Soldaten der Feldzüge von 1866 und 1870. Auch in Hauset hatte es einzelne Kriegsopfer gegeben. Der Kreis Eupen-Malmedy und damit auch Hauset gehörten also jetzt als
Teil der Rheinprovinz und des Königreichs Preußen zum deutschen Kaiserreich unter Wilhelm I.
Wirtschaftlich hatte sich Hauset inzwischen weiterentwickelt. Die Beschreibung der Landschaft aus dem Jahre 1861, die einer Streusiedlung, nahm nun neue Formen an. 1865 hatte Landrat von Harenne
die Wegführung der neuen „Prämienstraße“, die von der Aachen-Eupener Straße am Aachener Busch über Hauset und Hergenrath nach Moresnet führte, in Augenschein genommen. 1868 begann der Bau,
der 1869 vollendet wurde. Für einen weiteren Kommunalweg erließ 1874 Landrat Sternickel die Verfügung, den Bau eines Weges vom Bahnhof Astenet über Hauset bis nach Eynatten vorzunehmen. Auch
richtete die Verwaltung damals zwei Chausseegeld-Hebestellen (Mautstationen) an der Prämienstraße nach Hergenrath ein. Somit war Hauset nun von allen Himmelsrichtungen aus erreichbar. 1869
brannte die Spinnerei Bischoff & Bohlen, ehemals Nellessen fast gänzlich ab, ein schwerer Schlag für die Beschäftigung im Ort.
Pastor Wilhelm Brammertz
Auf kirchlicher Ebene führte der Dechant aus Raeren 1869 Wilhelm Brammertz zum neuen Pfarrer von Hauset ein. Ortsvorsteher Bischoff feierte 1872 sein 25-jähriges Jubiläum; nach seinem krankheitsbedingten Rücktritt 1877 wurde allerdings Hauset wieder dem Standesamtsbezirk Hergenrath
zugeschlagen. Bischoff verstarb 1879.
Bereits 1870 hatten Katholiken in Köln eine neue Partei gegründet, das Zentrum. Die Partei dehnte sich 1871 im ganzen Reich aus und stellte im Reichstag gleich 58 Abgeordnete. Das Zentrum war auch im Kreis und in Hauset über Jahrzehnte die bestimmende politische Kraft. Reichskanzler Bismarck sah allerdings in den Katholiken eine Gefahr und begann, kirchenfeindliche Maßnahmen zu ergreifen, so auch im Kreis Eupen und in Hauset. Für Hauset sind diese eingehend geschildert in der Pfarrchronik von Pastor Brammertz, der sich wohl jahrelang einen Machtkampf mit dem Ortsvorsteher Bischoff lieferte. (6) Es war dies der „Kulturkampf“, der erst gegen Ende des Jahrzehnts abebbte, aber doch Spuren bei der katholischen Bevölkerung unserer Dörfer hinterlassen hatte.
In Hauset waren in diesen Jahren viele Vereine gegründet worden, welche lange Jahrzehnte Bestand haben sollten: 1875 der St.
Cäcilia-Gesangverein und der Kriegerverein, 1880 die St. Rochus Schützen-Gesellschaft, die St. Petrus Schützen-Gesellschaft im Jahr 1889 und der Musikverein „Harmonie“ 1890. Zuvor hatten
überwiegend nur kirchliche Vereinigungen bestanden. Die zivilgesellschaftlichen Vereine erfreuten sich bald großer Beliebtheit und sie bestimmten recht schnell das Dorfleben mit. Die Vereine
beteiligten sich auch an Auftritten für zwei besondere Ereignissen: Die Durchfahrt der belgischen Königin Elisabeth im Jahr 1880 von Aachen über
Hauset und Hergenrath zum Wallfahrtsort Moresnet und der Besuch von Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen in Raeren und Eupen, bei dem er 1885 an Köpfchen innehielt. Schließlich kam es 1912
noch zur Gründung des Jugendvereins, denn der Jugendpflege wurde eine große Bedeutung beigemessen, mit Sport- und Spielübungen, Vorträgen und Wanderungen, um „… die Jugend von Lustbarkeiten
und verderblichen Einflüssen fernzuhalten“.
Im Jahr 1841 zählte Hauset 490 Einwohner, vor der Französischen Revolution waren es 332 gewesen. Bereits 1851 war die Bevölkerung auf 511 Einwohner angewachsen, 1870 waren es 683, 1890 sogar 739 und 1910 schließlich 871 Einwohner. Der Ort gehörte über 100 Jahre zur Gemeinde Hergenrath im Kreis Eupen, in der Rheinprovinz. Bürgermeister blieb bis 1910 Johann Kittel. Während dieser Zeit war das Leben der Hauseter vor allem nach Aachen ausgerichtet. Sie hatten immer nach etwas mehr Unabhängigkeit gestrebt, dies auch angetrieben durch eine markante Persönlichkeit wie Johann Egidius Bischoff. Eine vollständige Eigenständigkeit sollte es aber unter preußischer Verwaltung nicht geben.
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(6) Viele Einzelheiten und Geschichten dieses Jahrhunderts sind im Kapitel 2 des Heimatbuches Hauset Band 1 in der „Dorfgeschichtlichen Chronik (1825-1920)“ von
Willy Timmermann zu finden. Die Angaben sind sowohl dem Gemeindebuch von Hergenrath als auch der Pfarrchronik von Hauset entnommen.
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Pfarrer Wilhelm Schoelgens
In der Pfarre löste 1895 Johann Hüttmann den bisherigen Pastor Wilhelm Brammertz als Pfarrer von Hauset ab. Pastor Brammertz war
über 25 Jahre Pfarrer von Hauset gewesen. Pfarrer Hüttmann nahm die Restaurierung der Rochus-Kapelle in Angriff und ließ am Ort dortselbst 13 Linden pflanzen. 1902 kam Wilhelm Schoelgens als Pfarrer nach Hauset. Ähnlich wie Pastor Brammertz sollte er über 25 Jahre Pfarrer in Hauset bleiben und dies in
den schwierigen Kriegsjahren und unter neuen politischen Umständen.
Unter seiner Regie begann 1909 ein Kirchenerweiterungsbau, der 1910 fertiggestellt wurde. Es handelte sich um die zwei Seitenschiffe der ansonsten recht kleinen Kapelle. Pastor Schoelgens ging
1930 nach Heinsberg und von dort nach Köln ins Kapitol.
Der erste Lehrer der neuen Dorfschule in Hauset, die 1855 eröffnet wurde, war Wilhelm Hendrichs aus Eynatten. Er wurde 1859 von Johann Prim aus Espeler abgelöst. Lehrer Prim blieb bis 1874 und nach einem kurzen Intermezzo kam 1876 Lehrer Conrad Spix. Aber auch er blieb nur bis 1882, ohne markante Eindrücke hinterlassen zu haben. Die Stelle wurde erneut ausgeschrieben und Nicolaus Korr zugeteilt. 1891 folgte dann Lehrer Alois Seulen aus Aachen, er blieb bis 1901 und die Schulverwaltung stellte nun den Lehrer Wilhelm Kirfel aus Breinig ein, der bis Oktober 1920 in Hauset blieb. Da nun auch immer mehr Mädchen die Schule besuchten wurde 1874 eine Lehrerin eingestellt, nämlich Petronella Victor, die über dreißig Jahre in Hauset wirkte und 1907 pensioniert wurde. Ihr folgte Maria Mayer, die aus Prüm stammte. Inzwischen war 1907 die erweiterte Schule eingeweiht worden mit zwei Klassenzimmern und einem Dachstuhl, weshalb man auch einen zweiten Lehrer oder eine zweite Lehrerin benötigte. In den Kriegsjahren von 1914 bis 1918 wechselten die Lehrpersonen häufiger. Sie wurden nach 1919 durch Lehrer, die aus Belgien kamen, ersetzt.
Hauset war nach wie vor ein landwirtschaftlich geprägtes Dorf. Die Landwirtschaft blühte stetig auf wie die Viehzählungen belegten. 1897 zählte man 40 Pferde, 714 Stück Rindvieh, 13 Schafe und 150 Schweine. Die Ackerflächen waren allerdings ständig zurückgegangen. Im Dorf gab es jedoch auch verschiedene Gewerbe im Textilbereich, die in den Gebäuden der Mühlen untergebracht waren. Die erste Dekade des neuen Jahrhunderts war gekennzeichnet von vielen Ereignissen, die sich nicht alle aufzählen lassen. Sie zeugten allerdings von einem regen Dorfleben, angetrieben von den Vereinen, aber auch von der Pfarre und den vielen kleinen Gewerbetreibenden. Bedeutend war noch 1906 die Eröffnung der Kleinbahnstrecke von Aachen nach Eupen, die ab Aachener Busch bis Eynattener Heide entlang der ‚Actienstraße‘ über Hauseter Gebiet verlief. Auch die Gründung des Consum-Vereins 1907, einer Einkaufsgenossenschaft, war von Bedeutung. Erwähnenswert ist auch der erste Bauboom, der in Hauset stattfand. Entlang der Actienstrasse (Eupener Straße) und auf Frepert (Hauseter Weg) verkaufte die Gemeinde schon damals vier Waldparzellen für den Bau von Villen durch Aachener Beamte, Industrielle oder Gewerbetreibende. Dieser Bauboom setzte sich auch nach 1910 fort. Als der Bürgermeister Kittel nach langjähriger Dienstzeit 1910 verstarb wurde Wilhelm Kyll neuer Bürgermeister von Hergenrath und Hauset. 1911 kam gegen Ende des Jahres auch die Stromversorgung nach Hauset.
Der Erste Weltkrieg
Anfang August 1914 brach der Erste Weltkrieg aus. Im Sommer 1914 hatte die St. Petrus Schützen-Gesellschaft noch ihr 25jähriges
Stiftungsjubiläum gefeiert, „… unter großer Beteiligung der Vereine der Umgebung und aus Belgien.“ Nun aber schrieb der Gemeindechronist: „Dem deutschen Volke ist durch seine
feindlich gesonnenen Nachbarn ein gewaltiger Krieg aufgezwungen worden…“. Pfarrer Schoelgens schrieb: „Am 31. Juli 1914 sollte auch Hauset den Ersten Weltkrieg zu spüren bekommen. Zu den
Waffen wurden 69 Rekruten aus Hauset gerufen.“ Als erster Hauseter fiel der Soldat Joseph Goerres am 29. August 1914 bei Sesonnes in den Vogesen. In Hauset war die Bevölkerung erst beunruhigt
über das, was sie in Grenznähe erwartete. Recht schnell wich diese Angst aber dem Stolz über die raschen Siege des deutschen Militärs. Diese Stimmung änderte sich bald, denn immer mehr Gefallene
wurden gemeldet. Es änderte nichts an der Einstellung und Gesinnung der Bewohner, die sich dem Kaiserreich unverändert verbunden fühlten.
Im März 1915 feierte Pfarrer Schoelgens sein 25jähriges Priesterjubiläum. Die Kirche wurde um einen Chorraum erweitert, die Planungen hierzu hatten noch vor Kriegsbeginn begonnen. Somit hatte sich auch Pastor Schoelgens als wahrer Baumeister erwiesen und das Gotteshaus nicht nur erweitert, sondern auch verschönert.
Bürgermeister Wilhelm Kyll brachte den Wunsch zum Ausdruck „… dass der Krieg für uns alle mit Gottes Hilfe zu einem guten Ende geführt werden wird“. In der Gemeindechronik von Hergenrath finden wir viele interessante Meldungen und Begebenheiten, die in den Sitzungsprotokollen des Gemeinderates, in dem auch Hauseter Mitglieder saßen, wiedergegeben sind. Bei den Sitzungen waren aus Hauset die Teilnehmer Heinrich Havenith, Wilfried Wertz, Wilhelm Timmermann und Michael Noël. Wie in den beiden ersten Kriegsjahren fanden sich auch in 1916 nur Meldungen über Kriegsopfer oder Verwundete. Derweil hatte an dem Flüsschen Ijzer im äußersten Nordwesten Belgiens ein zermürbender Stellungskrieg begonnen. Auch 1917 gab es nur Hiobsbotschaften von Toten und Verwundeten.
So nahte das Jahr 1918 und es fanden erneut Gemeinderatswahlen statt. Bürgermeister blieb Wilhelm Kyll. Hauset gehörte noch immer zur Gemeinde Hergenrath. Viel Raum
nahm in den Protokollen die Versorgungslage ein und immer wieder die zahlreichen Meldungen über Kriegsopfer, selbst unter den Ratsmitgliedern. Die Versorgung mit Lebensmittel wurde immer
schwieriger, sogar Weißdornfrüchte wurden gesammelt. Bis Ende des Krieges hatten 39 Hauseter ihr Leben verloren oder waren als vermisst gemeldet. Am 11. November war der Waffenstillstand
unterzeichnet worden und während deutsche Truppen ins Reich zurückkehrten, hielten belgische und französische Truppen Einzug in Hauset und Aachen.
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