
Digitalisierung und Kommunikation
Welche Digitalisierung ist gemeint?
Für den Ideenpool auf der Suche nach einem neuen Leitbild im Rahmen des Entwicklungskonzepts „Ostbelgien leben 2040“ möchte ich einige weitere Anregungen geben. Es geht um die öffentliche Information, die hierzu notwendige Digitalisierung unserer Verwaltung und die Verbesserung der Kommunikation mit den Bürgern unserer Gemeinschaft.
Mit Digitalisierung ist hier also nicht die technische Infrastruktur mit Glasfaser oder 5G gemeint, denn dies sollte ohnehin eine Zukunftsaufgabe sein. An dieser Stelle ist auch nicht an erster Stelle die Digitalisierung der Verwaltung gemeint, die ich eher im Zusammenhang mit der Gemeindestruktur vorstellen möchte. Es ist vor allen Dingen die Kommunikation und die Information der Bürger unseres institutionellen Gebietes gemeint, und dies auf freiwilliger Basis.
Bürgerbeteiligung durch Transparenz und Mitnahme
Sowohl durch meine eigenen Recherchen in den letzten Monaten, auch im Zusammenhang mit dem Entwicklungskonzept und der Teilnahme an verschiedenen Formaten der Bürgerbeteiligung, aber auch durch meine eigene Wahrnehmung bei Veranstaltungen der Regierung und der Parteien und Wählergemeinschaften, habe ich festgestellt, dass nur sehr wenige Bürger für eine aktive Beteiligung an verschiedenen freiwilligen Modellen zu gewinnen sind. Es sind meist nicht mehr als zwei Dutzend Menschen, oft sehr viel weniger, und meist sind es auch noch die ohnehin bereits bekannten aktiven Bürgerinnen und Bürger, die sich schon jetzt in der Gesellschaft, sehr oft auch im Ehrenamt, engagieren oder in Verantwortung in den vorhandenen Diensten und Ämtern stehen.
Trotz der Tatsache, dass von den politischen Verantwortlichen und von der Regierung, sowie von all den im Zuge der Autonomie gegründeten und verwalteten Einrichtungen, Ämtern und Dienststellen vieles geleistet wurde, wird dies zumindest nach eigener Wahrnehmung nicht ausreichend zur Kenntnis genommen oder das Geleistete bleibt schlichtweg unerkannt. Sehr oft scheint es auch daran zu liegen, dass die Nachrichten die Bürger nicht erreicht, trotz aller Bemühungen.
Nun sollte die Bekanntheit kein Selbstzweck sein, aber vieles kommt beim Bürger nicht an und die Informationen und Nachrichten werden deshalb nicht ausreichend von den Menschen genutzt. Offensichtlich können die beiden Leitmedien in unserer Gemeinschaft, nämlich der BRF und das Grenz-Echo, sowie das Wochenblatt WS diese Lücke nicht schließen. Vor allen Dingen ein großer Teil der Jugendlichen ist offensichtlich schwer zu erreichen.
Die sozialen Medien spielen insofern eine bescheidene Rolle, als dass es einige private Initiativen auf Facebook gibt, die Gruppen innerhalb der Dörfer und über Dörfer hinweg verbinden. Sie haben jeweils zwischen 300 oder 3000 Freunde oder Abonnenten. Die Inhalte befassen sich jedoch logischerweise nur mit Katzen, Blumen, Bildern und ähnlichen Dingen persönlichen Interesses. Twitter als Informationsquelle oder als Dialogplattform kommt so gut wir gar nicht vor. Ich möchte aber auch nicht als Fetischist für diese Medien auftreten. Hinzu kommt, dass auch die Politiker nicht sehr affin sind für die sozialen Medien, inklusive Zoom oder podcast zum Beispiel, und dort wenig auftauchen.
Deshalb seien hier drei Ideen unterbreitet:
1. 1. Digitale Plattform
Es wäre dennoch möglich eine eigene Plattform zu schaffen, die offiziell von der Verwaltung betrieben wird, und über die alle relevanten Informationen an die Bürger herangetragen werden Als Beispiel nenne ich zum Beispiel ein Netzwerk wie „nebenan“, welches ich im grenznahen Bereich im Rheinland kennengelernt habe. Es ist wohl als Nachbarschaftsplattform landesweit vertreten. Hier ist es möglich, alle Haushalte und Bürger anzuschließen, um die gesellschaftlich relevanten Informationen bekannt zu geben. Gemeint ist keine Katastrophen App, denn das ist sicher den Behörden vorenthalten. Es ist vielmehr eine Informations- und Kommunikations-App, zu der man sich auf privater und individueller Basis einmalig anmelden muss. Wenn man auch niemanden zwingen kann zu einer solchen Teilnahme und Registrierung, so zeigt doch die Summe der „freien“ Facebook Dorfgruppen, dass durchaus Teilnehmerzahlen von 12.000 erreicht werden. Mit etwas offizieller Begleitung könnte dies auch leicht das Doppelte oder 30.000 werden. Deshalb empfehle ich für die Zukunft eine solche Gemeinschafts-Plattform einzurichten.
Attraktiv könnte man es auch dadurch machen, dass gewisse „perks“ an bestimmte Personen oder Gruppen verteilt werden, seien es Tablets, Smartphones oder auch durch Firmen- und Gewerbetreibende gesponserte Leistungen. Schließlich soll jeder die Möglichkeit haben an dieser Kommunikation teilzuhaben, sowohl jüngere Mitbürger als auch ältere. Ganz Ostbelgien wäre vernetzt.
Mit dieser Plattform wären meiner Meinung nach ein großer Teil der Bevölkerung direkt zu erreichen und ähnlich wie bei direkten Messenger könnten diese Personen einen akustischen Hinweis erhalten, wenn eine neue Mitteilung veröffentlicht wird. Wie man damit umgeht, bleibt natürlich frei, allerdings kann man sicher sein, dass man mehr Personen erreicht als über BRF, GE und Wochenspiegel. Vor allen Dingen erreicht man vielleicht solche Gruppen, welche die oben genannten Medien nicht als Informationsquelle haben.
2. 2. Digitale Werbetafeln
Eine einfache Nachrichtenübermittlung wäre auch über die sogenannten Leuchttafeln möglich, die sichtbar aufgestellt an vielleicht den 12 oder 15 meistbefahrenen Straßen des Gemeinschaftsgebietes aufgestellt, Event- oder Infonachrichten bildlich mitteilen können.
3.
3. Neue Formate für Zusammenkünfte
Aus den Erfahrungen seit der Pandemie habe ich auch gelernt, dass die Menschen nicht mehr so einfach zur Teilnahme an Veranstaltungen zu bewegen sind. Deshalb wurde seinerzeit in Köln „Arsch huh, Zäng Ussenander“ ins Leben gerufen. Auch gab es zum Beispiel für ein geschichtliches Dinner in Hauset 130 Teilnehmer und am Mundartfrühstück in Eynatten nehmen inzwischen 100 Personen teil. Deshalb könnte ich mir vorstellen, auch zum Austausch mit dem Bürger, dass man gelegentliche Brunchs mit kurzen Einlagen, politische Frühschoppen oder Aschermittwochs Events, eine Matinée mit Künstlern (Musik oder Kurzfilmen) plant und durchführt. Natürlich wäre dies kein Allheilmittel, vielleicht aber einen Versuch wert.
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